Erich Félix Mautner
ERICH FéLIX MAUTNER
Artist Agency, Event Management, Model Agency, Public Relations
Webcam (under construction)

SELBST SICHER (Seite 4)


Wo guter Draht teuer ist

Seit Erich Félix Mautner zu recherchieren begonnen hat, wo Väterchen (eigentlich „Vatterl“) Österreich, seinen Sicherheitsjob Privaten überlässt, scheint sich die älplerische Videoüberwachung verdoppelt zu haben.  

Zum Beispiel: Der Salzburger Gartenamtschef Wolfgang Saiko postuliert – nicht ganz nachvollziehbar –, „In  einem Barockgarten [sic!] liegen ist, wie ein Barockgemälde mit Sprayfarbe zu übermalen“. Um beides dokumentieren zu können, werden die zwei Millionen Besucher jährlich und die 6,4 Hektar des Mirabellgartens nun per Video aufgezeichnet.

Den Wirten an der nahen Gastromeile am Rudolfskai hat das Mut gemacht. „Ab sofort werden die Türsteher und das wichtigste Personal mit digitalen Fotokameras ausgerüstet“, so Branchensprecher Gerd Sendlhofer. Das soll angeblich das Aggressionspotential reduzieren. Wiener Zeitung: „Jeder Besucher, der aggressiv oder gar gewalttätig auftritt, muss damit rechnen, dass er geblitzt wird und in einer internen Mappe aufscheint.“  Seitdem soll die Kriminalitätsrate tatsächlich gesunken sein. Allerdings auch die Umsätze, und zwar um satte 50 Prozent. Eines der Lokale dort hat bereits aufgegeben.

Und die so beliebte wiener Section Control, also das automatische Ablichten und identifizieren samt anderer Daten aller Fahrzeuge im Kaisermühlen-Tunnel, funktioniert auch wieder, nach dem der Verfassungsgerichtshof einen hatscherten Einspruch dagegen kundtat.

Die Höhe, im eigentlichen Sinne des Wortes, bezüglich privater Videoüberwachung ist wohl eine fliegende Videokamera, ähnlich einem Modellhubschrauber, die nun österreichweit eingesetzt werden kann – und wohl auch wird. Das „für jedermann leicht bedienbare genehmigungsfreie Qualitätsprodukt zur Gewinnung von Luftaufnahmen liefert – dank GPS-Positionsbestimmung und stabilisierendem, Vier-Rotoren-Prinzip – perfektes Material. Bei fast jedem Wetter. Tag und Nacht“ schwärmt Importeur Paul Lehner (http://www.microdrones-austria.at).

Die österreichische Polizei mag Videoüberwachung hingegen gar nicht – und zwar dann, wenn ihre eigenen Beamten darauf zu sehen sein sollten. Und noch etwas mag die Polizei nicht: Da ist es doch tatsächlich ein paar Technikfreaks gelungen, sich am Schwedenplatz in die Funkverbindung zwischen Kameras und Polizeifahrzeug einzuklinken. Dabei zeigte sich, dass nicht nur der Platz überwacht, sondern auch in Fenster angrenzender Häuser gespäht worden ist.

Großbritanniens Bobbies sind da schon aus ganz anderem Holz. Zwar werden die Briten bereits von geschätzten 4 Millionen Überwachungsanlagen kontrolliert, nun wurden die PolizistInnen aber mit Videokameras aufgerüstet, die sie sich im wahrsten Sinne des Wortes an den Hut stecken konnten. Und die jede Amts- und Amtsmisshandlung registrieren können. Wenn das Dritte Auges des Gesetzes rechtzeitig ein- oder ausgeschaltet ist.

Die Profis

Wirkliche Freude an der Tendenz zu privaten Wachorganen haben nur die Detektive und Wachorgane, die diese Gewerbe professionell betreiben, allen voran der „Verband der Sicherheitsunternehmen Österreichs“ http://www.vsoe.at und der „Allgemeine Fachverband des Gewerbes“ in der Wirtschaftskammer http://dienstleister.wkw.at/default.htm. Deren Berufsstand wird hauptsächlich in der Berufsdetektive-Befähigungsnachweisverordnung, BGBl. Nr. 10/1995, in der Gewerbeordnung 1994, BGBl.Nr. 194/1994 und in der Gewerbelegitimationen-Verordnung, BGBl.Nr. 274/1974, geregelt. Und in der Verordnung des BMHGI, BGBl.Nr. 507/1977 und in der Sondereinheiten-Verordnung, BGBl. II Nr. 207/1998.

Diese Freude wird allerdings durch die Globalisierung getrübt, weil Hilfssheriffs aus Bratislava ihre Dienste bereits um zwei Euro pro Stunde anbieten. In Polen wird das Bewachungsgewerbe so heftig staatlich subventioniert, dass der Stundenlohn bereits auf einen Euro gefallen ist. Ex-Minister Strasser vertraut allerdings auf bekannt Chauvinistisch-Untergriffiges und propagiert, dass heimische Kunden auch weiterhin „kompetenten, deutschsprachigen, der österreichischen Tradition verbundenen Mitarbeitern“ vertrauen werden. 

Der Präsident des Verwaltungsgerichtshofes, Clemens Jabloner, wies bei einer Veranstaltung auf die Gefährdung des Rechtsstaates durch zu weit gehende Privatisierung hin. Die Grenze sei bei den Kernaufgaben gegeben; besonders sensible Bereiche, wie etwa die Sicherheit, dürften nicht privatisiert werden. Ex-Innenminister, Ernst Strasser, sah das anders und versprach den Privaten, wo private Dienstleister die Arbeit effizienter übernehmen könnten, solle es Änderungen geben.

Rudolf Vesztergombi, http://www.detektiv-agency.at, einer der Erfahrensten im Österreichischen Aufpasser-Gewerbe, sieht seine Aufgabe überall dort, wo die Exekutive, aus welchen Gründen immer, nicht mehr kann. Der Fall Rosenov, in dem Vesztergombi die Umstände und die Schuldigen am Tode eines Jugendlichen aufdecken konnte, nachdem  die Polizei ihre Arbeit daran bereits eingestellt hatte, ging durch die Medien. Weniger spektakulär sind Fälle, bei denen die Überwachung eines Prominenten und seines Umfeldes beispielsweise, quasi als Nebeneffekt, zwei Einbrecher auffliegen ließ. Er bezeichnet es als einen erheblichen Managementfehler, wenn große Betriebe auf die Mitarbeit von eigenen Wachorganen verzichten. Wobei die Kaufhausdetektive seit jeher mehr die eigenen Mitarbeiter observieren als die Kunden. „Seriöse Firmen, werden immer öfter Exekutivorgane ablösen“, ist sich Vesztergombi sicher und „Ich finde die rechtliche Grundlage der Detektive für ihre Arbeit für ausreichend, obwohl viele Mitbewerber gerne mehr Rechte haben möchten. Die Detektive sind, dadurch, dass sie keine Sonderrechte haben, in heiklen Fällen auf die Zusammenarbeit mit der Exekutive angewiesen - was auch gut so ist. Bei seriösen Detekteien ist diese Zusammenarbeit auch ausreichend gegeben."

EU-weit gibt es mehr als 10.000 Sicherheitsfirmen, alleine in Österreich sind es mehr als 200. Das Insolvenzverzeichnis weis allerdings auch, wo die meisten von diesen landen, nämlich vor dem Konkursrichter. Die sechs Größten teilen sich etwa 81 Prozent des Umsatzes. Die Group4 ist bereits bestens ausgerüstet, der Polizei auch die lästigen Schreibarbeiten abzunehmen. „Ein hochmodernes Beleglesesystem unterstützt die Mitarbeiter bei der Erfassung der Daten, und ein eigens EDV-Programm gewährleistet die korrekte Abrechnung der Organmandate bis hin zur Ausstellung von Anonymverfügungen“, so die Selbstdarstellung. 

Die Chefs

Die Bosse der Privatsheriffs kennen sich im Gewerbe natürlich bestens aus. Und sie können auch ganz gut zwischen Erlaubt und Verboten, zwischen Öffentlich und Privat, zwischen dem Gewaltmonopol des Staates und den Möglichkeiten Privater unterscheiden. Das kommt daher, dass viele dieser Firmen von aktiven oder ehemaligen Exekutivorganen geleitet werden.

„So wird der heimische Ableger des dänischen Group4-Falck-Konzerns – Weltmarktführer bei privaten Wachdiensten und auch Eigentümer von TWC – von einem ehemaligen Kriminalbeamten aus der Bundespolizeidirektion Wien geleitet“, berichtet das profil. „Auch Heribert Ressmann, Geschäftsführer der Vienna International Airport Security Services GmbH, zuständig für die Sicherheitskontrollen der Flugpassagiere und des Gepäcks am Flughafen Wien-Schwechat, stand früher im Sold des Innenministeriums.“ Tatsächlich konnte der Ex-Leiter des Entschärfungsdienstes, Ing. Heribert Ressmann, als Prokurist der "GetService"-Flughafen-Sicherheits- und Servicedienst GmbH und als Geschäftsführer der GetService Dienstleistungsgesellschaft m.b.H. angetroffen werden, an beiden Firmen ist die Vienna International Airport Security Services Ges.m.b.H. beteiligt.

Helmut Thalhammer und (nomen est omen) Peter Schiessendoppler, der Kommandant der Salzburger Flughafenpolizei und ein ehemaliges Mitglied des aufgelösten Mobilen Einsatzkommandos sind Gründer und Geschäftsführer der salzburger Personenschutzfirma PointBlue.  

Das Wochenblatt „Salzburger Fenster“ hat aufgedeckt, dass „der stellvertretende Kommandant der Wache Lehen sein Detektivbüro praktischerweise gleich neben dem Wachzimmer“ führt. Die "ADSC" All Detective & Security Company GmbH der Herren Gottfried und Christian Schlager befindet sich nämlich seit 15. August 2001 an der selben Adresse, Leonhard-von-Keutschach Straße 4-6, wo auch die Polizeiinspektion Lehen amtiert.

Und noch etwas hat das SF herausgefunden. Der suspendierte Salzburger Kripobeamte Martin B. (mehr verrät das Salzburger Fenster nicht) sei Geschäftsführer der I C Investigation Consulting Obermüller OEG.

Franz Schnabl war einst der mächtigste uniformierte Polizist Österreichs, dem Innenminister Strasser von blau-schwarzen Gnaden aber zu rot. Schnabl wechselte als Sicherheitschef zu Magna. Dr. Ernst Strasser selbst, ist jetzt, neben einer Latte anderer Engagements, Aufsichtrat der „G4S Security Services AG“. Wolfgang Bachler war Cobra-Chef und später Geschäftsführer und Gesellschafter der „Bachler & Partners Crisis and Security Consulting GmbH“, sein Partner ist übrigens Dr. Christof Zernatto.

Himmlische Ordnung

Bei der AUSTRO CONTROL Österreichische Gesellschaft für Zivilluftfahrt mit beschränkter Haftung, die für Ordnung am im österreichischen Himmel sorgen soll, ist der mit dem Ordnung machen erfahrene, ja legendäre, mittlerweile 78jährige, Gaston Glock, Vorsitzender des Aufsichtsrates.

 

Erich Félix Mautner

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